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Image of Plattform-Politiken: Vermittlungen (un)sichtbarer Bildpraktiken und Interface-Operationen, by Kim Albrecht, data visualization research

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22/05/2025

Staatliche Hochschule für Gestaltung Karlsruhe

Plattform-Politiken: Vermittlungen (un)sichtbarer Bildpraktiken und Interface-Operationen

Plattformen wie Instagram, TikTok, YouTube oder Facebook stehen immer in einem politischen Kontext und haben das Verständnis von Politik verändert (Hyperpolitik, Metapolitik). Sie bringen Praktiken zum Erscheinen, legen Handlungsweisen nahe, und versuchen diese infrastrukturell und diskursiv zu regulieren. Mechanismen der (KI-gestützten) Content Moderation, des Shadowbanning und der Zensur kontroverser Inhalte gehören ebenso dazu wie die Einführung und auch die Beendigung von Faktencheck-Verfahren. Zugleich können diese oft im Bereich des Mikropolitischen ansetzenden Strategien aber Nutzer*innen-Aktivitäten nicht komplett ausschließen, darüber hinaus oder dagegen zu agieren – z.B. durch Taktiken des Jailbreaking, die gezielte Nutzung von Hashtags oder memetischer Text-Bild-Kombinationen. Plattformen steuern Sichtbarkeit und Unsichtbarkeit durch spezifische Interface-Gestaltungen, koordinative algorithmische Prozesse und datenbasierte Entscheidungsmechanismen; auch die Plattformisierung generativer KI baut darauf. Dabei wirken Interfaces nicht nur als passive Vermittler von Inhalten, sondern erweisen sich als wirkmächtige Akteure in der Hervorbringung, Regulation, Modifikation und Kontextualisierung von Inhalten.

Kritik an Social-Media-Interfaces manifestiert sich jedoch nicht nur auf theoretischer Ebene, sondern zunehmend auch durch spielerische, taktische und subversive Nutzungspraktiken. Ob durch gezielte Tests der Plattformfunktionen, das bewusste Umgehen von Sichtbarkeitsalgorithmen oder durch alternative Bildpraktiken – Nutzer*innen erproben und hinterfragen die Funktionsweisen von Plattformen und können so deren zugrunde liegende Politiken sichtbar machen. Der Workshop widmet sich den unterschiedlichen Methoden, mit denen Interface-Operationen und Plattformpolitiken analysiert werden können, und stellt dabei Bildformen, -praktiken und deren Entstehungsbedingungen in den Mittelpunkt.

Besondere Aufmerksamkeit gilt dabei der Frage, wie adaptive Sichtbarkeiten und Unsichtbarkeiten unter Plattformbedingungen funktionieren und wie visuelle Kulturen durch Interface-Operationen und Hardware-Bedingungen geprägt werden. Indem Interfaces Prozesse der Bildentstehung aktiv mitgestalten, werden sie zu zentralen Akteuren von Medienästhetik und politischer Strukturierung digitaler Plattformen.